Reduzierung der Ausfallquote
Mein Auftraggeber bietet weltweit (Ingenieurs)-Dienstleistungen für kerntechnische Anlagen in den Bereichen Strahlenschutz, Anlagensicherheit, Rückbau und Systemdekontamination an. In Deutschland werden rund 400 Dekontaminationswerker, Strahlenschützer und Ingenieure beschäftigt.
Im Rahmen einer interimistischen Personalleitung wurde ich gebeten, Gründe für die hohen Fehlzeiten zu finden und diese zu reduzieren.
Die Höhe der Ausfallquote ist ein Führungsthema
Zu Beginn des Projektes, betrug die gesamte Krankenquote 14,48% und die Quote der kurzzeiterkrankten Mitarbeiter 9,58%. Eine erste Analyse hat keine Auffälligkeit ergeben hinsichtlich einzelner Bereiche oder Abteilungen. Die Anzahl der arbeitsunfähig erkrankten Mitarbeiter war gleichmäßig auf die Unternehmensbereiche verteilt. Die Mitarbeiter arbeiten regelmäßig nicht am Standort des Auftraggebers, sondern an den Standorten der Kundenunternehmen. Es gab Hinweise, daß viele Mitarbeiter sich wegen ihrer Einsatzorte eher mit den Kundenbetrieben identifiziert haben, als mit dem Arbeitgeber.
Fokusthema Fehlzeiten
Die Krankenquote wurde während der Projektlaufzeit bereits nach wenigen Wochen um ca. 5%, also um ein gutes Drittel, reduziert, was einer direkten monatlichen Kostenersparnis von ca. 75.000,- Euro entsprach.
Wie haben wir das geschafft? Indem wir über die Fehlzeiten gesprochen haben. Neben den klassischen Maßnahmen wie Fürsorgegespräche, Gute-Besserung-Karten, persönliche Ansprachen etc. wurde das Thema Ausfallquote zum Führungsthema erklärt. Es wurde regelmäßig in den Mitarbeiternewsletter aufgenommen und auf allen Ebenen in allen relevanten Meetings auf die Tagesordnung gesetzt. In dieser Zeit haben sehr viele Mitarbeiter mit Fragen zu ihrer Krankenquote in der Personalabteilung angerufen. Das Thema hatte die Organisation also durchdrungen.
Krankenstand vs. Wertschätzung
Immer wieder werde ich von Führungskräften gefragt, ob sie nicht einfach diejenigen Mitarbeiter vor die Tür setzen können, die auffällig oft krank sind. Im Scherz, natürlich. Ungeachtet der arbeitsrechtlichen Aspekte würde diese Maßnahme nicht viel bringen. Für einen hohen Krankenstand gibt es häufig Ursachen, die im Unternehmen liegen. Solange diese Ursachen nicht beseitigt sind, wird die Ausfallquote nicht sinken. Auch dann nicht, wenn auffällig gewordenen Mitarbeitern gekündigt werden würde. An ihre Stelle würden andere Mitarbeiter rücken, die dann ähnlich oft ausfallen.
Im oben genannten Projekt haben wir tatsächlich fast vollständig auf disziplinarische Maßnahmen verzichtet und waren dennoch (oder deswegen?) erfolgreich. Meistens liegt der Schlüssel zum Erfolg in einem angemessen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern.